Aus der Dorfzeitung: Schwalbengeschichten

Die kleinen Dinge des Lebens, schenkt Dir der Himmel vergebens …

Natürlich plangen wir Chilechörler auf das gemeinsame Singen und Zusammensein. Dass die Verbundenheit aber auch während dieses Verzichts erhalten bleibt, lässt sich an Hand dieses Berichtes erleben. Robert Wiget vom Adelboden, mit Leib und Seele Bauer und Kirchenchormitglied, hat uns im Chat mit dem Frühlingsbericht über die Schwalben in seinem Stall, mit weitreichenden „Ausflügen“ bis hin zu Berlusconi in Italien, einmal mehr amüsant und lehrreich überrascht. Doch liest selbst seinen (gekürzten) Bericht:

„Schon viele Jahre verbringen die Schwalben den Sommer in meinem Stall. Im Verlaufe des Aprils, mal früher, mal später, nisten sie sich an sicheren Standorten im Gebälk ein. Kaum betrete ich um 17.00 Uhr den Stall um zu melken, nimmt wie auf Kommando ein Gesang und fröhliches Gezwitscher seinen Lauf und will mindestens eine Stunde lang nie mehr aufhören. Ein zu Herz und Tränen rührendes Begrüssungskonzert! Ich denke immer ans schöne Lied aus der Csardasfürstin  „Machen wir‘s den Schwalben nach und bauen uns ein Nest“.

In der Regel werden in den zur Zeit 13 Nestern in unserem Stall je 3-4 mal Junge ausgebrütet, auch immer 3-4. Interessant ist auch, dass jene Schwalben, die in unserem Stall zur Welt gekommen sind, auch wieder ans gleiche Ort zurückkehre, um hier selber ihre Jungen grosszuziehen. Die Vogelwarte hat bei uns einmal Beringungen gemacht und diesen Sachverhalt bestätigt.

Die Schwalben im Stall sind sehr nützlich, fängt ein Schwalbenpaar zur Fütterung ihrer Jungen doch mehrere 100 Fliegen pro Tag.

Berlusconi mit Gemahlin und Junior

Letztes Jahr hatten wir einen Schwälberich, der sich entgegen dem normalen Tun von Schwalben eher frech verhielt. Und da auch er ein satt anliegendes, zurückgesträhltes Gefieder auf dem Kopf hatte, die Schwalben zudem im italienischen überwintern, und Ex-Ministerpräsident Berlusconi oft auch ein „frecher Kerl“ genannt wird, habe ich diesen Schwälberich kurzerhand „Berlusconi“ genannt. Die Bewandtnis mit seiner Gemahlin und Junior ist auf den Fotos ersichtlich.

Der traurige Abschied und die Hoffnung

„An Maria Geburt fliegen die Schwalben furt“ (8. Sept.) – diese Regel stimmt erstaunlicherweise sehr genau. Nach meinen Erfahrungen plus/minus ein Tag, unabhängig der herrschenden Temperaturen. Da wird es mit einem Schlag fast traurig leise in unserem Stall, und ich ersehne den nächsten Frühling. Denn eins haben die Vögel des Himmels uns voraus: Jeden Morgen, wenn ich im Stall das Licht anzünde um mit dem Tagwerk zu beginnen, begrüssen mich die Schwalben mit fröhlichem Gesang. Und dies ist auch mein Wunsch bei unserem hoffentlich baldigen nächsten Zusammentreffen.“

Schlusswort des Aktuars:

Was vermag wohl diese kleine, gekürzte Geschichte von Robert Wiget, nebst Staunen über die Natur, in Ihnen auszulösen? Vielleicht hilft da der Gedanke des Schlagers von Patrick Lindner „Die kleinen Dinge des Lebens, schenkt Dir der Himmel vergebens“, ein bisschen weiter: Nämlich die Freude an den kleinen, in Wirklichkeit aber grossen Dingen des Lebens. Wir müssen sie nur beachten, auch in der jetzigen Zeit.

Albert Beeler, Aktuar

 


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